Der 1991 geborene belgische Ausnahmegeiger zündete bei der Interpretation der Solosonaten Nr. 5 und 6 seines Landsmannes Eugène Ysaye (1858– 1931) ein Feuerwerk technischer Finessen mit Doppelgriffen, Flageoletts, Pizzikati, Arpeggien und Läufen. Aber es war nicht allein die technische Perfektion, von der die Zuhörer im Kleinen Haus beeindruckt waren, sondern auch die reife Musikalität, die diese Schwierigkeiten unter einen weiten Spannungsbogen brachte. Energie und Feingefühl standen im Einklang bei der Vertiefung in diese hochromantische Musik.
Zwischen den Sonaten erlebte man eine fesselnde Wiedergabe der monumentalen Chaconne aus der Partita Nr. 2 in d-Moll BWV 1004 von Johann Sebastian Bach. Dabei brachte Bouchkov das Kunststück fertig, die Variationenfolge wie aus einem Guss erscheinen zu lassen; dynamisch fein abgestuft, sodass der Beginn des Dur-Teils und die Rückkehr zum Thema in Moll jeweils als inniges Aufatmen wirkten. Ganz bescheiden beschloss Bouchkov sein Solo-Rezital mit einer kurzen eigenen „Fantasy“, die ganz ohne Virtuosenallüren daherkam und sich als elegischer, ausdrucksvoller Gesang entpuppte.
Klaus Trapp, Bürstadter Zeitung, May 19, 2018